Best Practices für die Erstellung einer barrierefreien Weboberfläche

Barrierefreiheit im Web ist essenziell, um allen Nutzerinnen und Nutzern eine gleichberechtigte und problemlose Nutzung von Webseiten und Anwendungen zu ermöglichen. Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten sollen in der Lage sein, unabhängig von technischen oder physischen Einschränkungen auf Informationen zuzugreifen und diese zu nutzen. Barrierefreie Webgestaltung ist nicht nur ein Zeichen von Inklusion und sozialer Verantwortung, sondern wird zunehmend auch von Gesetzen und Richtlinien gefordert. Im Folgenden werden die wichtigsten Best Practices für die Entwicklung eines zugänglichen Webinterfaces erläutert. Die Einbeziehung dieser Grundsätze in die eigene Arbeit verbessert nicht nur die Nutzerfreundlichkeit, sondern sorgt auch für ein besseres Ranking in Suchmaschinen und eine breitere Erreichbarkeit.

Klare Navigation und Struktur

Semantische Auszeichnung verwenden

Die Verwendung semantischer HTML-Elemente trägt maßgeblich dazu bei, dass Webseiten von Hilfstechnologien wie Screenreadern korrekt interpretiert werden können. Überschriften, Absätze, Listen und andere Strukturelemente sollten ausschließlich mit den dafür vorgesehenen HTML-Tags ausgezeichnet werden. Dadurch wird die Hierarchie und der Zusammenhang der Inhalte deutlich gemacht, was sowohl für sehende als auch für blinde oder sehbehinderte Personen die Navigation erleichtert. Semantisch richtige Markups erhöhen nicht nur die Zugänglichkeit, sondern verbessern auch das Verständnis und die Usability der gesamten Weboberfläche. Besonders wichtig ist, dass keine visuelle Formatierung mit nicht-semantischen Mitteln wie bloßer Fett- oder Großschrift vorgenommen wird, sondern dass stets die passenden HTML-Tags genutzt werden.

Überschriftenhierarchie beachten

Eine korrekte Überschriftenstruktur hilft nicht nur bei der inhaltlichen Gliederung der Seite, sondern ist insbesondere für blinde oder sehbehinderte Nutzer, die Screenreader einsetzen, unerlässlich. Jede Seite sollte mit einer einzigen Hauptüberschrift beginnen, gefolgt von untergeordneten Sektionen mit den entsprechenden Unterüberschriften. Das Überspringen von Hierarchiestufen verwirrt die Nutzer und erschwert das schnelle Auffinden von Informationen. Indem Sie diese Hierarchie stets einhalten, schaffen Sie eine vorhersagbare und effiziente Navigationsstruktur, die allen Nutzern zugutekommt. Dies verbessert die Orientierung und das Verständnis für die Zusammenhänge der dargestellten Informationen.

Konsistente Navigationselemente

Die Navigationselemente einer Webseite sollten auf allen Seiten gleich gestaltet und angeordnet sein. Das betrifft sowohl Menüs als auch Links, Buttons und andere interaktive Elemente. Konsistenz hilft nicht nur Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, sich besser zurechtzufinden, sondern erleichtert generell allen Besuchern die Nutzung der Seite. Werden Navigationselemente oder deren Anordnung ständig verändert, entstehen unnötige Barrieren und Verunsicherungen. Ein einheitliches Erscheinungsbild und wiederkehrende Positionen für Bedienelemente unterstützen eine vertraute Umgebung und fördern die Effizienz beim Navigieren.

Fokusmanagement und Sichtbarkeit

Jedes interaktive Element auf der Webseite sollte beim Navigieren per Tab Taste erreichbar sein. Ein gut sichtbarer Fokusindikator, der standardmäßig von den meisten Browsern bereitgestellt oder individuell gestaltet werden kann, hilft dabei, die aktuelle Position auf der Seite zu erkennen. Besonders wichtig ist dies für Nutzer, die auf eine reine Tastaturbedienung angewiesen sind. Der Fokus sollte logisch und seitenweit konsistent gelenkt werden, damit keine Inhalte oder Aktionen ausgelassen werden. Das Entfernen von Standard-Fokus-Indikatoren aus ästhetischen Gründen sollte unbedingt vermieden werden, um keine Barriere zu erzeugen. Ein klares Fokusmanagement trägt entscheidend zur Benutzbarkeit bei und vermeidet Frustration.

Bedienung ohne Maus sicherstellen

Interaktive Elemente wie Dropdowns, Schaltflächen oder Formulare dürfen nicht ausschließlich durch die Maus bedienbar sein. Es muss möglich sein, alle wesentlichen Funktionen mit der Tastatur zu erreichen, zum Beispiel durch Tabulator, Enter- und Pfeiltasten. Häufig wird diese Anforderung in der Gestaltung oder bei komplexen JavaScript-Lösungen übersehen. Webdesigner sollten alle Bedienelemente testen und sicherstellen, dass keine Funktion ausgelassen wird, wenn ausschließlich mit der Tastatur navigiert wird. Dies umfasst auch spezielle Steuerelemente, Modal-Fenster oder dynamische Inhalte. Die Gewährleistung vollständiger Tastaturbedienbarkeit öffnet die Anwendung für eine größere Nutzergruppe.

Alternative Inhalte für Medienmaterial

Multimediale Inhalte sind fester Bestandteil vieler Webseiten und können für Menschen mit Einschränkungen zu unüberwindbaren Hürden werden. Videos sollten mit Untertiteln und Audiodeskriptionen ausgestattet werden, damit auch gehörlose oder blinde Nutzer den Inhalt erfassen können. Bilder und Grafiken benötigen aussagekräftige Alternativtexte, die den Zweck oder die Information des Bildes beschreiben. Auch für Audioinhalte sollten Transkripte bereitgestellt werden. Die Bereitstellung dieser Alternativen verschafft allen Nutzern Zugang zu den angebotenen Informationen und ist ein zentraler Bestandteil barrierefreier Webgestaltung.